Zu den Reaktionen…

Mein Artikel zur Verbesserung der Urheberrechts zum Schutz des geistigen Eigentums von Journalisten und Verlagen im Internet wurde – das war zu erwarten – heftig diskutiert. Nicht zu erwarten aber war, dass dies teilweise sehr form- und stillos geschah. Ganz offensichtlich hat FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher also recht, wenn er (in „Payback“) feststellt, dass der häufige Umgang mit der neuen Hard- und  Software (im und ums Internet) die Konzentration schwächt. So wurden beispielsweise Dinge widerlegt, die ich gar nie behauptet hatte. Über die Unhöflichkeit und Schnoddrigkeit sollen andere lamentieren, ich nehme selber sie ebenso kommentarlos zur Kenntnis wie die Tatsache, dass Deutschfehler häufig sind.

Die Reaktionen erfolgten hier (Kommentare), auf NZZ Online, in Twitter und per Brief an die Redaktion oder direkt an mich.  Sie lassen sich so zusammenfassen:

1. Lob/Zustimmung. Darauf muss nicht näher eingegangen werden.

2. Kritik zur Sache:

Meine Vorschläge seien unausgegoren, zu wenig detailliert.

Antwort: Man darf davon ausgehen, dass unser Verband dieses Thema sorgfältig und überlegt angeht und man sich keine Sorgen über fehlendes juristisches Wissen machen muss. Mein Artikel war nicht der Ort, um Einzelheiten zu publizieren.

Die Verleger seien ja selber schuld, wenn sie ihre Inhalte bis jetzt verschenkt hätten.

Antwort: Darum geht es nicht; es  muss aber festgestellt werden, dass die Inhalte den Verlegern gehören. Dann können wir Paid Content – Modelle etablieren.

Der freie Meinungsaustausch – ein Grundrecht – werde durch ein Leistungsschutzrecht verunmöglicht.

Antwort: Die Meinungsfreiheit ist garantiert, ohne dass es ein Grundrecht auf Gratiszeitungen gibt.

Das Internet müsse gratis bleiben.

Der Gebrauch des Internets ist nicht gratis. Es verdienen die Soft- und Hardwarehersteller, es verdienen die Telekomunikationsunternehmen, es verdienen die Googles dieser Welt. Es verdienen Apple, Microsoft und viele andere. Nur die Werke der Verleger und die Journalisten werden geplündert. Und die Blogs, viele Blogs, werden versiegen, wenn ihre Autoren – statt zu zitieren und abzuschreiben – selber denken und schreiben müssten.

Wikipedia sei eine gemeinnützige Organisation und strebe nicht nach Martkanteilen

Kommentar: Wikipedia hat wachsende Kosten, weil sein Anteil am Informationsmarkt zunimmt. Dazu Auszüge aus einem Interview mit Wikipedia – Co-Gründer Jim Wales aus dem Jahre 2007:

SPIEGEL ONLINE: Wie lange kann sich Wikipedia als gemeinnützige Einrichtung, die nur von Spenden lebt, finanziell noch halten?

Wales: Diese Frage bewegt uns schon seit langem. Im Moment läuft es aber noch gut.

SPIEGEL ONLINE: Doch je größer eine Website wird, um so teurer wird ihr Unterhalt.

Wales: Der Unterhalt wird umso teurer, je mehr Verkehr die Website generiert, also je mehr Menschen sie anklicken. Für uns bedeutet mehr Verkehr aber auch mehr Nutzer – und mehr Spender. Mit dem Verkehr hat auch das Spendenaufgebot zugenommen. Die Spenden sind über die Jahre dramatisch angestiegen. Das scheint gut zu funktionieren.

SPIEGEL ONLINE: Aber wächst Ihnen das Projekt nicht langsam über den Kopf?

Wales: Es ist schon erstaunlich, dass wir von einem kleinen Verein zu einer internationalen Website gewachsen sind. Wir versuchen, die Finanzlage professioneller zu handhaben als früher, mit Leuten, die sich kundig um Spenden kümmern und etwas von dem Non-Profit-Geschäft verstehen. Dies ist eine sehr ernste Angelegenheit.

SPIEGEL ONLINE: Ihr neues Projekt Wikia ist dagegen ein profitorientiertes Unternehmen. Was ist Wikia?

Wales: Wikia ist eine kostenfreie Hosting-Plattform für virtuelle Gemeinschaften, deren Nutzer miteinander kommunizieren und Wissen austauschen. Eine Art Nachschlagewerk, das aber viel weiter ins Detail geht als Wikipedia. Es funktioniert nach dem Open-Source-System: Die Software steht allen offen.

SPIEGEL ONLINE: Was unterscheidet das denn von Wikipedia?

Wales: Wenn Wikipedia die Enzyklopädie ist, dann ist Wikia die gesamte Bibliothek, in der die Enzyklopädie steht. Nehmen Sie die Muppets. Wikipedia hat rund 300 Einträge, die sich mit den Muppets befassen. Wikia hat jetzt, nach knapp einem Jahr, schon 12.320 Muppet-Einträge. Wikia enthält bereits über 2500 Communities in 66 Sprachen. 67, wenn man Klingon mitzählt, die Sprache der „Star Trek“-Krieger.

SPIEGEL ONLINE: Wikia soll demnächst auch eine eigene Suchmaschine enthalten. Die sorgt schon jetzt für Wirbel, bevor es sie überhaupt gibt. Wollen Sie Google Konkurrenz machen?

Wales: Vor fünf Jahren war Google sicher noch allen anderen überlegen. Das trifft aber nicht länger zu. Googles Vorteil liegt heute allein im Branding. Heute kommt es darauf an, wie wohl sich die Leute mit einem Produkt fühlen.

Und hier noch eine Meldung zur Google – Spende an Wikipedia dieses Jahr (es handelt sich um zwei Millionen Dollar):

Google hat 2 Millionen US-Dollar für die Wikimedia Foundation gespendet, verkündete Wikipedia-Gründer Jimmy Wales via Twitter. Wales gab dort zudem bekannt, dass sich die Zahl der Änderungen in allen Wikimedia-Projekten der Marke von 1 Milliarde nähere.

Wales erklärte, dass die Wikimedia Foundation, in deren Aufsichtsrat er sitzt, für die „wundervolle Spende sehr dankbar“ sei. Sie sei „ein Zeichen für eine längerfristige Ausrichtung auf eine Freundschaft zwischen Google und Wikimedia.“

3. Kritik an der Person

Dazu ganz kurz: Nein, ich habe das Internet nicht grad jetzt entdeckt; nein, ich bin kein Verweigerer neuer Kommunikationsmöglichkeiten. Ich beschäftige mich mit Computern und Computernetzen seit rund 40 Jahren.

Schlussbemerkung: Ich danke allen, die sich an der Debatte beteiligt haben oder weiter beteiligen werden – und natürlich vor allem jenen, welche ihre (andere) Meinung mit Argumenten untermauerten.

Ein Kommentar zu “Zu den Reaktionen…

  1. Das volle Zitatvon Ihnen zu Wikipedia lautet wie folgt: „Nachdem klar geworden ist, dass es weder Google noch Wikipedia um die Vermehrung des Wissens, sondern um Marktanteile, Umsatz und Ertrag geht[…]“. Die Aussage, dass es Wikipedia NICHT um die Vermehrung des Wissens geht ist extrem stark und diese zu untermauern haben Sie sich auch in Ihrer Antwort nicht bemueht. Eine Organisation kann durchaus auch mehrer Ziele haben: die Vermehrung des Wissens ALS AUCH das Ziel, genug Geld einzunehmen um ihre Taetigkeiten fortzusetzen. Ich fordere Sie auf, ihre Aussage entweder besser zu begruenden oder zurueckzuziehen.

    Sie implizieren in ihrem Text, dass sich die Spende von Google an Wikipedia negative Auswirkungen haben koennte auf den Auftrag von Wikipedia. Auch dies bitte ich Sie zu begruenden, so spendet Google mehrere Millionen Dollar an andere gemeinnuetzige Organisationen wie WWF, Reporter ohne Grenzen etc.

    Bitte vermeiden Sie auch, Wikipedia und das kommerzielle Wikia zu vermischen. Diese Projekte haben organisatorisch rein gar nichts miteinander zu tun.

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