Hier eine Artikel über den Wandel in unserer Branche. Ein Hinweis von Wolfgang Blau.
Monat: Mai 2009
Zurück zur Vernunft: New York Times im Internet bald nicht mehr gratis
Nach Döpfner (Springer-Chef) und Ringier (Inhaber Ringier AG) denken nun auch die Besitzer der New York Times darüber nach, wie ihre Website kostenpflichtig gemacht werden kann. Und die NYT wäre nicht die NYT, wenn nicht gleichzeitig im eigenen Blatt ein Artikel erschiene, der die neue Internet – Strategie in Frage stellt.
CDU fordert werbefreien öffentlich-rechtlichen Rundfunk: keine Spots für ARD und ZDF
In einem medienpolitischen Manifest fordert die CDU Deutschlands unter anderem, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstalter sich ohne Werbung und Sponsoring finanzieren müssen, Auszug:
Der besondere Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks rechtfertigt die Gebührenfinanzierung.
Sie sollte auf lange Sicht die weitgehend einzige Finanzierungsgrundlage darstellen.
In einem ersten Schritt soll Sponsoring der Werbung gleichgestellt werden. Damit
wäre Sponsoring nach 20.00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen nicht mehr zulässig.
Langfristig ist aus Sicht der CDU eine vollständige Werbe- und Sponsoringfreiheit des öffentlich-
rechtlichen Rundfunks insbesondere im Fernsehen am besten geeignet, die besondere
Stellung zu unterstreichen.
Presseförderung: Der Wind dreht
Ein ganz persönlicher Kommentar
Vor wenigen Monaten erst erschien mein Artikel zur Presseförderung in der Neuen Zürcher Zeitung (siehe unten). Und es war wie bei der Diskussion um das neue Radio- und Fernsehgesetz: Ich wurde gescholten. Dabei hatte ich nur zusammengefasst, was in der Luft lag. Und auch keine neuen Ideen ins Spiel gebracht, andere Länder kennen die von mir zitierten Mechanismen der Presseförderung seit langem. Erneut begonnen hat die Debatte – Ehre wem Ehre gebührt – im kleinen Kreis der Mittelland-Verleger Peter Wanner. Andere, darunter auch ich, nahmen den Gedanken gerne auf, der seit geraumer Zeit verpönt war. Inzwischen sind die Stimmen leiser geworden, welche aus so genannt ordnungspolitischen Gründen jegliche, auch indirekte, Förderung ablehnen. Im Einklang mit Deutschland – wo Presseförderung ein Hauptthema ist – können wir Schweizer nun an die alten Rezepte erinnern und in aller Ruhe aber konsequent besser Rahmenbedingungen fordern. Norbert Neininger.
Warren Buffet und Johannes Gensfleisch Gutenberg
In der Zeit lesen wir:
Häme ist eine besondere Form von Mitgefühl, und der erfolgreichste Investor der Welt hat davon eine Menge. Über Zeitungen sagt Warren Buffet: »Nehmen wir mal an, Gutenberg hätte die Druckerpresse nicht erfunden und das Nachrichtengeschäft hätte sich gleich im Internet entwickelt«, holt er gut gelaunt aus. »Wenn heute jemand käme und sagte: ›Ich habe da eine großartige Idee. Lass uns alle Nachrichten auf Papier drucken. Wir werden Rotationspressen die Nacht über laufen lassen und die fertigen Zeitungen mit einer Lastwagenflotte im Land verteilen, damit die Leute am Morgen lesen können, was am Tag zuvor passiert ist.‹ Würden Sie in die Idee investieren?« Eine Antwort hält Buffett gar nicht für nötig. Auf der jüngsten Hauptversammlung seiner Holding Berkshire-Hathaway war jedem klar, was er sagen wollte: Zeitungen haben es hinter sich!
Und da meinen wir dann, dass sich Warren Buffet (für einmal?) irrt. Nehmen wir wirklich an, dass es nur das Internet gäbe, und dass die Menschen immer online sind, um ja nichts zu verpassen. Sie verlieren sich beim Durchschreiten der ungezählten Webportale und auch die Metaportale helfen ihnen nichts. Im Sekundentakt kommen die News auf ihre Mobile Devices, ohne Rast und ohne Ruh. Sie haben keine Möglichkeit, den publizistischen Trash von relevanten Informationen zu unterscheiden und wissen auch nicht, wem sie letztlich trauen sollten. Overnewsed and underinformed. Und dann kommt einer auf die Idee, einmal pro Tag das Wichtigste zusammenzufassen, gescheit zu werten und einzuordnen; das alles würde dann auch noch – für ein paar Rappen – jeden morgen pünktlich nach Hause geliefert. Wenn einer in diese Idee nicht investieren würden, wäre er wohl schief gewickelt.
Moritz Leuenbergers Welt
Philipp Mäder und Beat Rechsteiner haben Bundesrat Moritz Leuenberger für die „Mittelland Zeitung“ zur Lage der Medien befragt. Leuenberger ist als Vorsitzender des UVEK (Umwelt, Energie, Verkehr und Kommunikation) so genanter „Medienminister“.
Wir kommentieren Auszüge:
Aber die Meinungsvielfalt nimmt ab, weil sich grosse Verlage ausdehnen. Sehen Sie hier ein Problem?
Leuenberger: Das kann ein Problem werden – aber im Moment sehe ich keines. Natürlich gibt es zu denken, dass mit Tamedia nun ein Deutschschweizer Verlag auch in der Romandie praktisch ein Monopol hat. Aber ein Schweizer Unternehmer weiss, dass er in der Schweiz die kulturellen Gegebenheiten berücksichtigen muss.
Wenn Tamedia auch in der Romandie „praktisch ein Monopol“ hat, so gibt das Moritz Leuenberger also zu denken. Und nachdem er nachgedacht hat, kommt er zu folgendem Schluss: Ein Schweizer Unternehmer wisse, dass er in der Schweiz kulturelle Gegebenheiten zu berücksichtigen hat.
Etwas später fragen die Kollegen dann nach und wollen wissen, wie es Leuenberger mit dem Monopol denn wirklich halte. Antwort:
Leuenberger: Ich unterscheide zwischen wirtschaftlichem und Meinungsmonopol. Als Medienminister beschäftigt mich die freie Meinungsbildung. Und die ist nicht so schnell gefährdet.
Unterschied zwischen wirtschaftlichem und Meinungsmonopol? Da erinnern wir uns: Leuenberger hatte mit dem Radio- und Fernsehgesetz aus seinem Departement das Ziel, die behaupteten regionalen Monopole der Medienunternehmen zu verhindern. Warum denn, wenn wirtschaftliche Monopole nicht zu Meinungsmonopolen führen oder anders gesagt: Offenbar gelten für Tamedia andere Massstäbe als für die regionalen.
Und dann kommt der bundesrätliche Argumentationshammer:
„Es gibt immer auch noch elektronische Medien, Facebook, Blogs und so weiter. Im Internet herrscht ja eher Anarchie als Monopolis.“ Also, folgert Leuenberger, Medienmonopole sind aus drei Gründen kein Probleme: Erstens wissen schweizerische Unternehmen, wie man Monopole handelt; zweitens kann ein Medienunternehmen zwar ein wirtschaftliches Monopol haben, das nicht zu einem Meinungsmonopol führt und drittens gibt es ja noch Blogs, Facebook und so weiter.