Über das Schwarze Loch wolle er eigentlich nicht reden, sagte Professor Rolf Dieter Heuer. Der gut gelaunte – aber von Husten geplagte – Direktor des Cern sprach vor rund 260 Gästen der Tamedia am so genannten Dolder – Meeting (im Schiffbau) über jene Teilchen, welche die Welt im innersten zusammenhalten. Und das geneigte Publikum folgte Heuer aufmerksam und interessiert auf seiner Expedition in das Land der Teilchenphysik. Mit Ausnahme des 81jährigen Schweizer Physiknobelpreisträgers Karl Alexander Müller (der in der ersten Reihe sass) hat das allerdings wohl keiner ganz verstanden. Höchst anregend wars trotzdem. Gelernt haben wir auf jeden Fall, dass am CERN 2’600 Wissenschaftler arbeiten, dass es dort zwar Managementebenen gibt, aber keine Weisungsbefugnis und dass dennoch (oder deswegen) hoch motiviert gearbeitet wird. Das Salär, so sagt Heuer, spiele dabei eine untergeordnete Rolle. Beispielhaft sei das, so hatte Tamedia – Verwaltungsratspräsident Pietro Supino in seiner Begrüssungsrede gesagt. Und in der anschliessenden Diskussion wurde darauf hin gewiesen, dass das Cern im Jahr 1.1 Milliarden Franken kostet (welche von 20 Nationen bezahlt werden), die SRG eben so viel. Tages Anzeiger – Chefredaktor Peter Hartmeier wollte dann noch wissen, warum es weniger Physikerinnen als Physiker gibt – Heuers Erklärung: In der gemischten Klasse werde den Mädchen die Lust an der Physik schon deshalb genommen, weil die Buben, wenn es ein Aufgabe zu lösen gäbe, an den Apparaten sofort drehten und schalteten („entweder funktionierts oder der Apparat ist kaputt“) während die Mädchen zuerst nachdächten und dann handelten.
Auf die Frage, warum an der Spitze des Cerns keine Frau steht, ging man hingegen gestern nicht ein. Rolf – Dieter Heuer wurde ja der an der ETH lehrenden Physikerin Felicitas Pauss vorgezogen, obwohl Österreich und die Schweiz sie zur Wahl empfohlen hatten. Frau Pauss hatte sich bei einer Begegnung anlässlich des ersten Konstanzer Wissenchaftsforums in Stein am Rhein als blendend argumentierende Wissenschaftlerin erwiesen.
(Das Bild habe ich während der Diskussion in Stein am Rhein aufgenommen, Felicitas Pauss sitzt rechts).
Es war jedenfalls anregend, Heuers Referat zu lauschen und sich erklären zu lassen, wie nahe die heutige Physik den Ereignissen nach dem Big Bang kommt. Und wie man sich mit der Suche des Higgs-Teilchen („wir wissen alles über das Higgs-Teilchen, nur nicht, ob es wirklich existiert“) beschäftigt. Bleibt nur eine Frage offen: Was eigentlich war vor dem Urknall, wenn doch erst dann die Welt begann?
Dolder Meeting der Tamedia im Schiffbau.